Studie zum leichter verständlichen Journalismus erschienen

Das auf dieser Seite vorgestellte Forschungsprojekt zur Leichten und Einfachen Sprache im Journalismus ist nun abgeschlossen. Die wichtigsten Ergebnisse sind in einem heute erschienen Arbeitspapier der Otto-Brenner-Stiftung veröffentlicht. Sie zeigen, dass Journalismus für die untersuchte Zielgruppe große Bedeutung besitzt, aber ihnen häufig nicht zugänglich ist. Die Betroffenen wünschen sich insbesondere eine besser verständliche Politikberichterstattung sowie mehr serviceorientieren Journalismus, der zum Beispiel über Wahlabläufe informiert. Sieben Forscherinnen und Forscher im Fachbereich Journalistik der Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt haben seit Mai 2023 am Projekt gearbeitet.
Bedarf, KI-Tools und Formate
Das Arbeitspapier ist Open Access auf der Website der Otto Brenner Stiftung verfügbar und beleuchtet zentrale Dimensionen eines leichter verständlichen Journalismus. Der Untersuchung liegen 28 Interviews mit Angehörigen der Zielgruppen zugrunde. Sie zeigen, dass Themen aus dem eigenen Erfahrungsräumen das Publikum erreichen und insbesondere emotionale Identifikation die Verständlichkeit erleichtert. Die Studie beleuchtet theoretische Hintergründe und gibt Empfehlungen für Distributionsstrategien, Einsatzmöglichkeiten von KI-Tools und Tipps für die journalistische Praxis. Projektleiterin Friederike Herrmann: „Für eine demokratische Gesellschaft ist es ein großes Problem, wenn politisch und gesellschaftlich wichtige Informationen zwölf Prozent der erwachsenen Bevölkerung kaum erreichen. Unsere Studien bietet erste Anhaltspunkte dafür, wie die Konzepte Leichter und Einfacher Sprache an den Journalismus angepasst werden können.“
Den Ergebnissen der Befragungsstudie ist eine Zusammenfassung in Leichter Sprache vorangestellt, die von zwei zertifizierten Prüfern auf Verständlichkeit geprüft wurde. Darüber hinaus enthält die Abschlusspublikation praxisrelevante Einblicke in Form von Werkstattberichten aus Redaktionen, die bereits Nachrichten in Leichter oder Einfacher Sprache produzieren – darunter etwa die „tagesschau“, der ORF oder das „Hamburger Abendblatt“. Mit einer Zusammenfassung der Empfehlungen für Redaktionen, die Einfache und Leichte Sprache anwenden möchten, schließt das Arbeitspapier ab.
„Der Transfer der Forschungsinterviews in die Praxis ermöglicht es uns, ein Bewusstsein für mehr Verständlichkeit im tagesaktuellen Journalismus zu schaffen. Ein Bewusstsein, das viele der Befragten für ihre Lebenssituation einfordern und Leseschwierigkeiten als hemmenden Faktor der Teilhabe enttabuisieren soll“, sagt Projektkoordinator Steffen Grütjen. „Die Rückmeldungen aus Redaktionen und unsere Erfahrungen aus vier Lehrforschungsprojekten am Studiengang bestätigen, wie bedeutsam innovativ-journalistische und niedrigschwellige Formate in diesem Zusammenhang sind.“
Herausgegeben wird das Arbeitspapier von Steffen Grütjen, M.A. (Projektkoordination), Prof. Dr. Friederike Herrmann (Projektleitung) und Milan Skusa, M.A. – als Kooperationspartnerinnen der Eichstätter Journalistik fungierten Jun.-Prof. Dr. Karin Boczek, Prof. Dr. Liane Rothenberger, Prof. Dr. Annika Sehl und die Studentin Sophie Hepach.
Grütjen, Steffen/Herrmann, Friederike/Skusa, Milan (2025) (Hrsg.): Journalismus leicht verständlich. Berichterstattung für Menschen mit eingeschränkter Literalität. Frankfurt: Otto Brenner Stiftung. https://www.otto-brenner-stiftung.de/journalismus-leicht-verstaendlich/